Neue Daten gibt es von Kanadas Immobilien- und Häusermärkten. Im Großraum Vancouver sanken die Häuserpreise im März gegenüber dem Vormonat um weitere 0,5%, wie aus einem Bericht zur Entwicklung des Teranet-National Bank House Price Index hervorgeht.

Es handelt sich damit bereits um den achten Monat in Folge, in dem sich die Immobilien- und Häuserpreise im Großraum Vancouver als rückläufig erwiesen. Gleichzeitig befinden sich die kanadischen Häusermärkte damit auch in ihrem stärksten Abschwung seit Jahresbeginn 2013.

4,3% Rückgang sind im Verhältnis zum 316%igen Anstieg seit 2002 zu verkraften

Vancouvers lokaler Hauspreisindex hat seit seinem Hoch im Juli 2018 nun insgesamt um 4,3% abgegeben. Im Jahresvergleich befanden sich die Häuserpreise im Großraum Vancouver im März um 2,1% niedriger.

Noch nimmt sich dieser Beginn eines Preisabschwungs - trotz der seit nunmehr acht Monaten anhaltenden Rückgänge - winzig aus. Denn zwischen Januar 2002 und Juli 2018 kletterten die Immobilienpreise im Großraum Vancouver unter Bezugnahme auf den Index um 316%.

Chinesische Fluchtgelder gehören der Vergangenheit an

Diese Entwicklung lässt sich einerseits auf Rekordniedrigzinsen, eine massiv ansteigende Verschuldung unter privaten Haushalten - sowie andererseits auf ein Hineinschwappen von  exorbitanten Fluchtgeldern aus China in die kanadischen Häusermärkte in den letzten Jahren zurückführen.

Immerhin haben sich die Immobilienpreise im Großraum Vancouver innerhalb der letzten sechzehn Jahre mehr als vervierfacht. Da die Regularien zum Erwerb von Wohneigentum durch Ausländer – insbesondere aus China – inzwischen verschärft wurden und so mancher Hausbesitzer aufgelaufene Gewinne mitzunehmen gedenkt, bleibt nur noch die Frage, ob und wann sich dieser Preisabschwung noch weiter verschärfen wird.

Nachholeffekte: Kanadischer Häusermarkt blieb von der Finanzkrise weitgehend verschont

Immerhin hielten sich die Preise an den kanadischen Häusermärkten im Angesicht der Banken- und Finanzkrise zwischen den Jahren 2007 und 2010 sehr wacker, ohne damals unter jenen schmerzhaften Preiseinbrüchen – wie beim Nachbarn in den USA – zu leiden, geschweige denn unter die Räder zu geraten.

In Kanada sahen sich die Häusermärkte damals kaum vom Zusammenbruch der Hypotheken-, Subprime- und CDO-Märkte in den Vereinigten Staaten betroffen. Nach einem kurzen Durchatmen kletterten die Preise nach Überwindung der Finanzkrise dann munter weiter.

Aus diesem Grunde sind die an Kanadas Immobilienmärkten lauernden Gefahren und Risiken heute nur umso größer, nachdem nach rund achtzehn Jahren ein Preisabschwung eingesetzt zu haben scheint. Der All Index, der alle Metropolen Kanadas abbildet, befindet sich immerhin schon den sechsten Monat im Rückgang.

   

Vancouver und Toronto neben China mit größter Preisüberhitzung

Jedenfalls zählen viele Experten und Analysten die Häusermärkte in Vancouver und Toronto zu den weltweit größten Immobilienblasen, die es abgesehen von China und einigen anderen stark überhitzten Märkten wie Australien gäbe.

Der Teranet-National Bank House Price Index bildet die Entwicklung von Einfamilienhäusern – nach Vorbild des Case/Shiller Hauspreisindex in den USA – ab. Der Index trackt nicht nur die monatlichen Hauspreisschwankungen, sondern vergleicht die monatlichen Verkaufspreise von Einfamilienhäusern auch mit jenen in den vergangenen Jahren.

Vergleicht man einmal die Entwicklung der Häuserpreise zwischen Vancouver und San Francisco, so wird deutlich, in welchem Ausmaß sich die Immobilienpreise in Vancouver in einer Blase befinden.

What goes up must come down: Preise in Kanada stiegen vergleichsweise übermäßig

Während die Häuserpreise in der San Francisco Bay Area zwischen den Jahren 2002 und dem jüngst ausgebildeten Hoch in 2018 um 121% kletterten, schossen die Immobilienpreise im Großraum Vancouver in derselben Periode wie zuvor erwähnt um 316% in die Höhe.

Wie sieht es in der Metropole Toronto aus? Hier sanken die Immobilienpreise im Großraum der Stadt im März im Vergleich mit dem Vormonat um weitere 0,3%. In Relation zu dem im Juli 2017 ausgebildeten Preishoch belaufen sich die bisherigen Preisabschläge auf insgesamt 4,3%.

Hierbei handelt es sich auch gleichzeitig um den stärksten Rückgang über einen Zeitraum von zwanzig Monaten seit dem globalen Finanzkrisenjahr 2009. Zwischen Januar 2002 und Juli 2017 kletterte Torontos Hauspreisindex um satte 218%. Damit haben sich die Häuserpreise in Toronto innerhalb der letzten eineinhalb Dekaden mehr als verdreifacht.

Wiederholt sich die Geschichte?

Es bleibt abschließend anzumerken, dass der Leitzins der kanadischen Zentralbank nach wie vor auf einem Rekordtiefwert verharrt. Welche Mittel werden Zentralbank und Regierung im Fall des Platzens einer der größten Immobilienpreisblasen zur Hand haben, um sich gegen einen vermeintlich anhaltenden Preisabschwung zu stemmen?!

Dies gilt insbesondere aus der Perspektive all jener vergleichbarer Kreditkonstrukte, die beim Nachbarn der Vereinigten Staaten ab dem Jahr 2006 zum größten Häusermarktkollaps in der Geschichte des Landes beitrugen.

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